Autos lernen gerade ohne menschliches Zutun zu fahren, Maschinen reparieren sich zunehmend selbst. Künstliche Intelligenz ist überall.
Wer sagt eigentlich, dass gerade das Recruiting auf alle Zeit ausschließlich von Menschen betrieben wird?
Als Personalberaterin betrifft mich diese Frage direkt.
Auch wenn meine innere Stimme gleich eine hastige Antwort loswerden möchte, will ich der Sache auf den Grund gehen, was Künstliche Intelligenz im Recruiting leisten kann. Haben Sie Lust, mitzukommen?

Also los.

 

Was ist KI eigentlich?

Dass der „natürlichen“ Intelligenz, also der kognitiven Leistungsfähigkeit von uns Menschen, eine künstliche Intelligenz gegenübertritt, ist in unserem Alltag kaum noch zu übersehen. Was diese zu leisten imstande ist, auch nicht. Wer schon einmal mit DeepL einen Text übersetzt oder gar einen neuen mit ChatGPT erzeugt hat, wird die Leistungsfähigkeit der Künstlichen Intelligenz kaum von der Hand weisen. KI ist ein Fachgebiet der Informatik, das Maschinen intelligent machen soll. Dass Recruiting ganz gut ohne Maschinen auskommt, sei erstmal nur am Rande bemerkt.

Was der natürlichen Intelligenz das Gehirn, ist für die KI der Algorithmus. Oder besser die Summe der Algorithmen, die in der Software stecken, aus denen ein Stück Künstliche Intelligenz besteht. Wenn sich etwas in Kausalzusammenhängen oder Wenn-Dann-Logiken beschreiben lässt, liefert uns die IT gute Lösungen. Die Nützlichkeit von CRM-Tools, Navigationssystemen oder Textverarbeitungsprogrammen beruht in erster Linie auf gut zugeschnittenen Wenn-Dann-Logiken.

Die Künstliche Intelligenz geht einen Schritt weiter. Sie kann aus eigener Kraft ihren Fundus an Wissen um neue Kausalzusammenhänge ergänzen. Überall dort, wo Entscheidungen auf einer sachlich hinreichend vollständig beschreibbaren Basis fallen, lässt sich KI einsetzen. Oder anders gesagt: Während ein Mensch in der Lage ist, Situationen sachlich, emotional und moralisch zu erfassen und diese Ebenen miteinander zu einem Gesamtbild zu kombinieren, stehen dem KI-System nur die hineinprogrammierten Algorithmen zur Verfügung. Nur! Zwar kann es lernen, aber niemals die Vielschichtigkeit der menschlichen Wahrnehmung erreichen .

 

KI und Recruiting – geht das zusammen?

An dieser Stelle klopft mein Personalberaterherz nun doch etwas ruhiger. Beim genauen Hinsehen muss ich zugeben, dass mein Alltag voll ist mit Informationstechnologie, die mir meine Recruiting-Arbeit erleichtert.
Ein KANBAN-Board, Bewerberportale, Workflow- und Collaboration Tools – das sind viel leistungsfähigere Tools als das einfache Bewerbermanagement-System, das mir auf Knopfdruck gerade mal Kandidatenprofile ausspuckt und Newsletter verschickt. Aber auch das weiß ich zu schätzen.
Wir sind längst im Zeitalter des e-Recruiting angekommen. Warum also nicht den nächsten Schritt gehen? Lassen Sie uns einen Blick werfen auf einige Möglichkeiten, die die KI im Recruiting bietet.

 

CV-Parsing und automatisiertes Matching

Lebenslauf-Dokumente und Profile in Business-Portalen wie LinkedIn und Xing haben eines gemeinsam: Sie stecken voll von halbwegs strukturierten Daten, die für das Recruiting äußerst wertvoll sind. Sie vergleichbar zu machen, kostet eine Menge Arbeit – wenn man sie ohne technische Hilfsmittel macht.
Ein Parsing-Tool dagegen kann diese Arbeit erheblich erleichtern. Diese datenbasierte Analysesoftware ist nichts anderes als eine relativ einfaches KI-Hilfsmittel. Sie liest zuerst den Text des Lebenslaufes aus, erkennt und strukturiert relevante Daten, so dass die Informationen systematisch durchsuchbar werden. Die so aufbereiteten Lebensläufe lassen sich anschließend durch einen automatisierten Matching-Prozess in Sekundenschnelle vergleichen. Hier spart KI Zeit und bietet einen zuvor unerreichten Gewinn an Genauigkeit.

Durch die Suchalgorithmen, die Xing und LinkedIn für das Active Sourcing anbieten, passiert exakt dasselbe. Gegenstand des Parsens sind dann nicht die CV-Dokumente, sondern die Profile der Mitglieder. Der besondere Charme dieses KI-Prozesses ist, dass nicht nur aktiv Wechselwillige gefunden, sondern vor allem passive Kandidaten durch eine geschickte Ansprache aktiviert werden können. In Zeiten von Fachkräftemangel und bewerberdominiertem Arbeitsmarkt schafft das einen gewaltigen Effizienzgewinn.

 

Programmatic Advertizing statt Direktansprache

Apropos Bewerbermarkt: Er ist schuld, dass viele High Potentials eine Flut von Anfragen durch Recruiter erleben, besser gesagt erleiden. Kein Wunder, dass die Bereitschaft zum Beantworten sinkt, bis sie irgendwann komplett versiegt. Wie können Sie und ich da noch Wechselbereitschaft wecken, wenn die Aufmerksamkeit unserer Zielgruppe gegen Null tendiert?

Was unter Recruitern noch als Geheimrezept rangiert, ist in der Werbung längst der schnöde Normalfall. Ohne ein systematisches Programmatic Advertizing ist Online Marketing undenkbar. Im Recruiting sieht das folgendermaßen aus: Spezielle KI-basierte Software berechnet anhand von Kennzahlen, auf welchen Kanälen ein Stellenangebot platziert werden muss, um die gewünschten Bewerbungseingängen zu erzeugen. Die Software spielt anschließend die Jobpostings auf diesen Kanälen solange aus, bis der gewünschte Erfolg erzielt ist und nimmt sie dann wieder herunter. Google Ads funktioniert genauso für allgemeines Online Marketing – ein echtes KI-Erfolgsmodell. Xing schlägt mit seinem Onlyfy One gerade für das Recruiting genau diesen Weg ein.

 

Chatbots in der Kandidatenkommunikation

Auf Service-Webseiten sind Chatbots inzwischen die Regel. Ein kleines Fenster, das sich öffnet und Hilfe anbietet, wenn der Nutzer im Browser die Orientierung verloren zu haben scheint oder auf dem Weg zum Ziel nicht recht vorankommt. Die KI hinter dem Chatbot entscheidet anhand des Nutzerverhaltens, ob sie eingreifen soll und erkennt durch Schlüsselbegriffe, welche Art von Hilfe benötigt wird. Durch vorgefertigte Antworten kann die KI viele Fälle lösen, die anderen werden an eine menschlichen Servicekraft weitergeleitet. Während diese Art der Entlastung von Kunden und Servicemitarbeitern positiv bewertet wird, bewerten Kandidaten Chatbots auf Karriereseiten eher negativ. Im Sinne einer guten Candidate Experience hat der menschliche Kontakt klar die Nase vorn (Mehr zum Thema: https://www.uni-bamberg.de/fileadmin/uni/fakultaeten/wiai_lehrstuehle/isdl/Recruiting_Trends_2020/Studien_2020_04_Digitalisierung_Web.pdf, S.15). Als Recruiter das persönliche Gespräch zuzulassen, kostet Zeit und Aufmerksamkeit. Ein Einsatz, der sich lohnt. Denn nur so reifen die emotionale Bindung und das Vertrauen von Kandidaten, ohne die Wechselbereitschaft niemals entstehen kann.

 

Automatisierte Analyse von Stimme und Mimik im Interview

Stimme, Mimik und Gestik verraten uns im Alltag viel über unsere Gesprächspartner. Das gilt im Recruiting genauso. Warum also nicht eine Software-Tool nutzen, um die Emotionen im Bewerbungsgespräch zu analysieren? In einem KI-System werden strukturierte Interview-Fragen hinterlegt, die das Stellenprofil optimal abbilden sollen. Bis zum Erreichen der Marktreife lernt die Software zunächst anhand einer große Zahl aufgezeichneter Jobinterviews und programmiert so die Algorithmen. Die Zahl der Merkmale, die so verarbetet und bewertet werden, geht in die Tausende. Ab der Marktreife der KI-Software werden echte Interviews ausgewertet: Wann verändert sich die Stimme, wann wirken Gestik und Mimik gestresst, wo zeigen sich Indizien, dass der Bewerber nicht offen und ehrlich antwortet? Bewerber können anschließen untereinander verglichen werden – ohne dass persönliche Vorlieben der Interviewenden die Entscheidung färben. Durch diese Analyse sollen Personalentscheidungen fundierter und möglicherweise sogar komplett durch die KI-Software getroffen werden können. Ob dies funktioniert, ist umstritten und lässt sich wohl kaum allgemeingültig entscheiden. Zu Ostern 2017 veröffentlichte Brand Eins einen Selbstversuch zum KI-gestützten Recruiting von Nils Wischmeyer: „Der Computer, der mich einstellte“. Falls Sie dieses Heft noch irgendwo finden, lohnt sich die Lektüre unbedingt. Sie liest sich nicht nur amüsant, Experten aus Wissenschaft und Wirtschaft spedieren zudem ausgewogene Einsichten in die Welt der Künstlichen Intelligenz.

 

Der Blick in die schwach beleuchtete KI-Glaskugel

Was heißt das nun? Für isolierte Besetzungsaufgaben kann Robot Recruiting durchaus hilfreich sein. Menschliche Entscheidungen sind eine Kombination aus sachlicher Analyse, emotionaler und moralischer Bewegung. Sie geschehen nach bestem Wissen und Gewissen und sind fehleranfällig.
KI kann helfen, sie besser zu machen. Das ist, Stand heute, schon einen ganze Menge.

Also geben wir ihr und uns eine Chance.

Diskutieren Sie mit und nehmen Sie Kontakt auf!

Rita Seidel - carrisma Partnerin

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