vakant - Volkmanns Personalberatungspodcast
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"vakant – Volkmanns Personalberatungs Podcast" – Folge 0: Corona-Lethargie auf dem Arbeitsmarkt
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Die Pilotfolge von vakant hat das üble C-Wort zum Thema: carrisma Geschäftsführer Jörg Volkmann spricht mit Moderator Christian Windeck über Corona-Lethargie auf dem Arbeitsmarkt. Wie verhalten sich Arbeitnehmer? Wie findet man derzeit geeignete Kandidaten? Wie hat sich die Arbeit im Personalwesen durch die Pandemie verändert? Und: Ist das Homeoffice in Zukunft unumgänglich?

All das erfahren Sie in dieser Episode – hören Sie doch mal rein!

Christian Windeck: Herzlich willkommen zur Folge 0 von vakant – Volkmanns Personalberatungs Podcast! Herr Volkmann, gönnen Sie den Hörerinnen und Hörern ein paar einleitende Worte zu sich selbst.

Jörg Volkmann: Ja, sehr gerne stelle ich mich vor, Herr Windeck, kein Problem! Mein Name ist Jörg Volkmann. Ich bin nach meinem Studium fünf Jahre lang in der Personalauswahl in Sachen Assessment Center tätig gewesen, bevor ich dann vor 22 Jahren zur Firma carrisma kam. Ich habe den klassischen Weg durchlaufen, vom Berater über den Partner zum Geschäftsführer und durfte also 22 Jahre erfolgreich Erfahrung sammeln im Bereich Personal/Stellenbesetzung. Und das ist das, was wir bei carrisma machen. carrisma ist eine Personalberatung, eine klassische Personalberatung, die seit 30 Jahren jetzt auf dem Markt ist und sich spezialisiert hat auf das Betreuen bzw. Besetzen von Stellen bei FMCG Herstellern, Konsumgut Herstellern und beim Handel.

Christian Windeck: Ja und heute sitzen wir hier zusammen, um die nullte Folge von vakant aufzunehmen. Dem/Ihrem Podcast, der Ihren Namen auch trägt. Wie kam es denn dazu?

Jörg Volkmann: Das ist ganz einfach, vakant kommt natürlich von „Vakanz“, „zu besetzen/nicht besetzt“ ist eigentlich richtig, ist der richtige Titel. Und wir reden – nicht wir reden, ich rede hauptsächlich, denn die Erfahrung, die ich da gesammelt habe, die gebe ich natürlich sehr gerne weiter. Und immer wieder werde ich gefragt: „Kannst du nicht mal einen Podcast machen, kannst du nicht mal was machen zum Thema Stellenbesetzung, kannst du nicht mal was sagen zum Thema Headhunting, Homeoffice, Arbeitszeugnisse“, was auch immer. Und ich bin eigentlich diesem Wunsch gefolgt, sitze heute gerne hier und die nullte Folge heißt ja, es folgen noch mindestens 100 weitere.

Christian Windeck: Super! Dann lassen Sie uns einsteigen.

Jörg Volkmann: Gerne!

Christian Windeck: Herr Volkmann, was macht carrisma?

Jörg Volkmann: Ja, carrisma, die carrisma GmbH wurde eigentlich als Campus gegründet, vor 30 Jahren. Damals hießen sie nur noch Campus, weil wir uns rein mit Hochschulabsolventen beschäftigt haben. Natürlich haben wir uns deutlich weiterentwickelt. carrisma steht heute für Fach- und Führungskräfte-Besetzung. Das heißt, wir besetzen Fach- und Führungskräfte-Positionen, hauptsächlich im FMCG Umfeld, im Konsumgut Umfeld, aber auch im Handel. Wir sind auf den Mittelstand spezialisiert, haben das Gros unserer Kunden tatsächlich hier im Rheinland. Soll heißen in den Postleitzahl Gebieten 4, 5 und 6, aber natürlich auch in den angrenzenden Bereichen. Wir arbeiten gerne mit dem Mittelstand, da der Mittelstand sich mehr auf uns einlässt, wir uns mehr auf den Mittelstand einlassen können. Da gelten die alten deutschen Tugenden noch etwas wie Vertrauen, Treue, Ehrlichkeit, Pünktlichkeit, solche Themen.

Christian Windeck: Ja, und ein offenes Wort natürlich auch, das gehört auch zu diesen Tugenden. Davor scheuen Sie ja nicht zurück. Sie sind ja auch bekannt in den sozialen Netzwerken, vor allen Dingen Xing und LinkedIn, bezüglich Ihrer Kolumne, die Sie regelmäßig rausbringen, wo Sie aktuelle Themen rund um das Thema Recruiting, Headhunting aufgreifen und Ihre Sicht der Dinge darstellen. In Ihrer neuesten Kolumne sprechen Sie das Thema Corona-Lethargie an. Was meinen Sie damit und woran machen Sie diese fest?

Jörg Volkmann: Corona-Lethargie leitet sich fast schon vom Namen her ab. Lethargie im Sinne von, ich sage jetzt einfach mal, Antriebslosigkeit. Wir merken verstärkt, dass wir auf Positionen weniger Kandidaten bekommen, dass es weniger Bewerber gibt. Wir hören das auch von unseren Kunden teilweise. Und das hat tatsächlich mit Corona zu tun.

Christian Windeck: Würden Sie sagen, dass diese Lethargie an bestimmten Hierarchiestufen oder Branchen festgemacht werden kann oder da unterschiedlich stark ausgeprägt ist?

Jörg Volkmann: Das kann man in der Tat hauptsächlich an Führungspositionen festmachen und an Fachkräfte-Positionen. Und da gibt es einen deutlichen Unterschied. Während es auf Führungskräfte-Positionen oder für Führungskräfte-Positionen immer noch genügend Interessenten auf dem Markt gibt, so ist es genau das Gegenteil bei den Fachkräften. Dort suchen Firmen, aber auch wir teilweise händeringend nach Kandidaten. Ich gebe Ihnen da mal ein Beispiel: Auf die Position als Vertriebsleiter melden sich an einem guten Standort, Konsumgut Industrie – guter Standort ist natürlich, Herr Windeck, Köln, ist ja klar. Auf so eine Position melden sich bei uns in der Regel 50, 60, 70, manchmal auch im dreistelligen Bereich Kandidaten. Wenn wir in der gleichen Firma, gleicher Standort dementsprechend, eine Position darunter zu besetzen haben, Key-Account-Manager, der an den Vertriebsleiter berichtet, dann bekommen wir vielleicht 10-12 Kandidaten. Und das ist ein deutlicher Unterschied. Sie haben mich vorhin gefragt, was Corona-Lethargie bedeutet und warum eigentlich Corona-Lethargie. Das habe ich, glaube ich, noch gar nicht erklärt. Das hat schon damit zu tun, dass die Menschen verunsichert sind, die Kandidaten und Bewerber verunsichert sind, was einen Wechsel betrifft. Es gibt Kandidaten, die warten ab. Die sind wechselwillig, warten aber ab, weil sie sagen: „Ja, meinem Unternehmen geht es jetzt gerade nicht so gut, ganz ehrlich, ich warte auf eine Abfindung. Ja, ich warte, dass man mich bittet zu gehen.“ Corona Lethargie – die bewerben sich gar nicht erst. Und dann gibt es natürlich die anderen, die sagen:  „Meinem Unternehmen geht es eigentlich ganz gut. Ich würde zwar schon gerne mal was Neues kennenlernen, ein anderes Unternehmen, aber wie geht es dem anderen Unternehmen, bei dem ich mich dann bewerbe? Das weiß ich ja nicht. Also halte ich mich auch da lieber zurück.“

Christian Windeck: Interessant. Und wie gehen Sie jetzt als als Personalvermittler oder im Bereich Headhunting mit der Herausforderung um? Haben Sie da eine andere Taktik der Ansprache? Was machen Sie da?

Jörg Volkmann: Also wir merken, wie eben gesagt, dass Stellenanzeigen nicht mehr gut laufen. Das heißt, wir gehen verstärkt auf Kandidaten und Bewerber zu und sagen ihnen, welche Möglichkeiten es gibt, welche Möglichkeiten diese haben. Und ganz, ganz wichtig, aber nicht erst seit Corona, ist das Thema Ehrlichkeit. Das heißt immer ehrlich sagen, was geboten wird und was nicht geboten wird. Denn das merkt auch jeder Bewerber ansonsten, wenn sie da anfangen, irgendeinen Driss zu erzählen auf Kölsch gesagt. Außerdem sage ich immer, wenn man heute nicht die Wahrheit sagt, weiß man morgen schon nicht mehr, was man heute erzählt hat. Also mit Ehrlichkeit kommt man da am weitesten. Wir werden aber niemanden mit dem Lasso irgendwo wegholen, denn das sind Menschen, die entweder unglücklich werden – und das wollen wir nicht  – oder Menschen, die danach merken: „Man hat mich überredet zu wechseln“, und dann wieder gehen. Und das wollen wir auch nicht.

Christian Windeck: Wenn wir so von Corona-Lethargie sprechen, ein Thema, was mir da direkt in den Kopf kommt, ist das Thema Homeoffice. Also das ist ja ein Thema, was in den sozialen Medien rauf und runter diskutiert wird. Wie viel Homeoffice ist richtig? Was soll der Arbeitgeber vorgeben? Wie sind die Anforderungen der Bewerberinnen und Bewerber? Das wird mich tatsächlich auch interessieren, weil sie kriegen das hautnah mit. Die Umfragen, die man ständig, jeden Tag auf LinkedIn sieht, die sind halt teilweise schon so gestellt, dass die Frage nach Homeoffice so formuliert ist: komplett Homeoffice, vier oder drei Tage? Und dann wird schon gar nicht mehr nach anderen Alternativen gefragt. Das heißt im Prinzip zwei Fragen: Zum einen, wie sehen die Anforderungen der Kandidatinnen und Kandidaten in Zukunft aus, was das Thema Homeoffice angeht? Und wird es das Office, wie man es bisher kannte, in Zukunft noch geben, nämlich das Office, wo eigentlich alle im Büro sind? Wir haben Teilzeit und Vollzeit, aber halt präsent.

Jörg Volkmann: Das ist eine Frage, die ich nicht innerhalb der nächsten fünf Minuten allumfänglich beantworten kann. Da gibt es unwahrscheinlich viele Meinungen, die da im Netz umherschwirren. Ich kann versuchen, meine Erkenntnisse zusammenzufassen. Das eine ist, dass gerade unsere Kunden in der Konsumgut Industrie natürlich einen Unterschied machen zwischen gewerblichen Mitarbeitern und kaufmännischen Mitarbeitern. Gewerbliche Mitarbeiter, die in der Produktion arbeiten, da ist das Homeoffice überhaupt kein Thema, weil es gar nicht möglich ist. Ich kann ja schlecht das Band für die Gurken-Produktion/Saure-Gurken-Produktion ins Wohnzimmer verlegen. Das andere Thema ist: Bei kaufmännischen Funktionen gibt es wieder mindestens zwei verschiedene Arten von Unternehmen. Die einen haben vorher schon, vor Corona schon, das Thema Homeoffice angeboten und die anderen haben es nicht angeboten. Meiner Meinung nach ist ein Zurückkehren zu „wie bevor, wie 2019“ nicht mehr möglich. Die allermeisten unserer Kunden bieten ein Homeoffice, müssen es auch bieten, um überhaupt noch an geeignete Kandidaten heranzukommen. Denn die Kandidaten schauen sich ganz genau an, wer bietet mir auch das Thema Homeoffice? Das geht teilweise schon in skurrile Bereiche. Dass Mitarbeiter tatsächlich sagen: „Ja, aber eigentlich möchte ich nur noch vom Homeoffice aus arbeiten.“ Und das wiederum ist etwas, wo ich sage, das funktioniert in den wenigsten Fällen. Denn der Team Gedanke geht dann schon irgendwann auch flöten.

Christian Windeck: Nehmen wir beispielsweise mal ein Unternehmen aus Ihrem Kundenkreis, ein mittelständisches Unternehmen in der FMCG Branche, was im Moment noch eigentlich ausschließlich in der Präsenzform arbeitet und wo Sie auch glauben – weil es ein relativ konservatives Unternehmen ist –, dass es da seitens der Personalleitung vielleicht auch Widerstände gegen das Thema Homeoffice gibt. Wie würden Sie mit Ihrem Gegenüber über dieses Thema sprechen?

Jörg Volkmann: Ich würde versuchen, meinem Gegenüber die Angst vor dem Thema zu nehmen und Fragen stellen. Also eine Frage zum Beispiel, die ich stellen würde ist: „Wie hat es denn funktioniert in der Corona-Zeit mit dem Thema Homeoffice?“ Ich habe die Frage schon gestellt. Mir schwebt gerade ein konservativer Getränkehersteller vor, den wir schon sehr lange betreuen, schon seit über 20 Jahren, seitdem ich bei carrisma bin. Und der hat dann erstaunlicherweise gesagt: „Ja, Homeoffice gibt es bei uns nicht. Gab es vorher nicht, gibt es auch in der Zukunft nicht.“ Auf meine Frage hin „Wie hat es denn funktioniert?“, sagt er: „Ja, gar nicht gut.“ Obwohl der Vertriebsleiter – ich habe mit dem HR-Direktor gesprochen – der Vertriebsleiter hat mir gesagt, er kann sich schon auf seine Mannschaft verlassen. Und wo er vorher kein Vertrauen hatte, hat er jetzt Vertrauen. „Also auf eins muss ich als Personaler“, sagte der HR-Direktor dann, „aber hinweisen, dass der Team Gedanke tatsächlich ein Stück weit zu kurz kommt, wenn man sich gar nicht mehr sieht.“ Also fünf Tage Homeoffice wird es bei dieser Firma nicht geben. Diese Firma wird einen Tag Homeoffice ermöglichen, in bestimmten Bereichen. Das ist dann aber eine Gefahr für ein größeres Unternehmen. Wenn eine Abteilung zwei Tage hat in der Woche und die andere drei und eine Abteilung vielleicht komplett Präsenzpflicht. Aber das Thema Corona-Lethargie und das Thema „Wie komme ich an gute Kandidaten, neue Mitarbeiter heran?“, das spielt ja hier mit rein. Denn das Thema Homeoffice ist für die Kandidaten so attraktiv, dass ich als Arbeitnehmer, ohne Homeoffice zu gewährleisten, gar nicht mehr an die richtigen ran komme.

Christian Windeck: Vielleicht kann man ja auch das Thema Homeoffice so begreifen, dass es ein Wettbewerbsvorteil sein kann. Ich nehme jetzt mal wieder den Mittelständler, der vielleicht im Lohnkosten Bereich nicht mithalten kann mit Unternehmen mit Konzernstruktur, die aber halt gegebenenfalls im Homeoffice Bereich weniger möglich machen. Würden Sie denn sagen, dass ein Kandidat oder eine Kandidatin, die bei dem Mittelständler landet, auch wenn ansonsten die Rahmenbedingungen gleich sind, einen Arbeitsvertrag akzeptieren würde, der deutlich geringer dotiert ist, wenn Homeoffice so gestattet wird, wie es auch gewünscht wird vom Bewerber?

Jörg Volkmann: Ohne schwarz-weiß zu malen, würde ich das bejahen. Denn wenn wir eines festgestellt haben in der Corona-Zeit, dann ist es doch, dass Geld nicht alles ist, was auf der Welt wichtig ist, sondern die Zufriedenheit ist besonders wichtig. Und natürlich kann ich auch mit viel Geld zufrieden sein, ja! Aber der geldwerte Vorteil von Freizeit, von Vertrauen, von Übertragen von vernünftigen Aufgaben, der ist so viel größer als ein bisschen mehr Geld oder ein paar mehr Euro, dass ein solches Unternehmen dadurch auf jeden Fall einen Vorteil hat. Jetzt kommt noch das Thema Standort dazu. Wenn ich an einem Standort bin, der, ich sage jetzt mal, an der tschechisch-bayerischen Grenze oder in meiner Heimat, oben an der dänisch-deutschen Grenze ist, dann muss ich mir was überlegen. Das kann ich mit Geld machen, also mich selbst attraktiver, oder durch die Umgebung, durch die Arbeitsumgebung. Und ich kann es nur wiederholen, Geld ist nicht alles. Und das hat Corona uns auch gezeigt.

Christian Windeck: Ich frage da an der Stelle jetzt noch mal nach, weil man hört das natürlich oft: Wenn man Umfragen zu dem Thema liest, ist Geld tatsächlich irgendwie auf Rang 7 oder 8 oder das Gehalt. Allein mir fehlt der Glaube daran, dass das tatsächlich so ist, weil solche Umfragen ja häufig auch dadurch glänzen, dass gewünschte Antworten genannt werden. Aber Sie sehen jetzt auch in Ihrer Praxis, Sie haben ja mit Hunderten von Kandidatinnen und Kandidaten, so vielen Unternehmen zu tun, Sie sehen auch in der Praxis, dass Sie damit punkten können.

Jörg Volkmann: Also erstmal, ich gebe selber zu, dass ich schon Umfragen gefälscht habe. In meiner Vergangenheit, ist 20, 30 Jahre her, aber ich habe es getan. Im Studium, für eine Hausarbeit, war aber schwieriger, das zu fälschen, als die Umfrage selbst zu machen. Ja, Geld ist nicht alles. Dabei bleibe ich, aber Rang 7 würde ich jetzt auch verneinen. Das ist es nicht. „Was kann ich da verdienen?“ ist natürlich immer noch eine Frage, die in jedem Vorstellungsgespräch, in jedem Kennenlern-Gespräch, in jedem Interview vorkommt. Und trotzdem ist es nicht die 1. Das Thema Homeoffice, übrigens, kommt seit 2020 auch in jedem Gespräch vor als Frage. Gibt es die Möglichkeit, vom Homeoffice aus zu arbeiten? Und insbesondere im Vertrieb ist das der Fall. Auf Bezirksleiter-Ebene. Wir reden über die Konsumgut Industrie, also unseren Schwerpunkt, da war das sowieso schon immer so, dass die Bezirksleiter natürlich in ihrem Bezirk gelebt haben. Die Zentrale sitzt in München und ich betreue den Bereich Hamburg, meinetwegen, dann fahre ich ja nicht jeden Tag ins Büro oder zu meinen Kunden, aus dem Büro, zu meinen Kunden nach Hamburg. Das war schon immer so. Aber eine Ebene, eine anders gelagerte Ebene, zum Beispiel im Key-Account-Management, war es bei vielen Unternehmen bis 2019 tatsächlich auch so, dass diese immer, jeden Tag, Präsenzpflicht im Büro haben mussten. Und zwar Büro, Firma. Das hat sich schon vorher etwas verwässert, also das wurde schon kritisch beäugt von Mitarbeiter-Seite. Und heute ist es überhaupt keine Frage mehr bei den allermeisten Firmen, dass mindestens ein, zwei Tage, manchmal sogar noch mehr genehmigt werden – ich bleibe mal bei dem Begriff „genehmigen“ –, dass diese dann auch von zu Hause aus arbeiten können. 

Jörg Volkmann: Es gibt ja sogar schon Unternehmen, die anfangen, darüber nachzudenken, welche Vorteile sie da haben durch das Thema Homeoffice in Bezug auf Bürofläche. Sie brauchen die Bürofläche nicht mehr. Da könnte ich auch ein, zwei Namen nennen von Firmen, die wirklich unsere Kunden sind, die haben keine Büros mehr, bis auf den Geschäftsführer und seine Assistentin. Und dann haben die Meeting Points, die mieten sich dann Büros punktuell, temporär und sparen so tatsächlich übers Jahr hinweg im fünfstelligen Bereich – diese eine Firma, an die ich gerade denke – Mietkosten.

Christian Windeck: Wie gehen Sie denn bei carrisma mit dem Thema um?

Jörg Volkmann: Das ist eine schwierige Frage, ich weiß ja, wer alles zuhört. Nein, ganz im Gegenteil. Das haben wir alles schon offen besprochen. Ganz ehrlich, bei uns gab es das Thema Homeoffice bis zum Jahr 2019 nicht. Gar nicht. Natürlich ist es so, dass wir als kleine Firma – für eine Personalberatung sind wir mittelgroß – mit 14 Mitarbeitern schon immer locker mit dem Thema Arbeitszeit umgegangen sind. Bei uns gibt es keine Kern-Arbeitszeit zum Beispiel und ich habe schon immer ganz viel Vertrauen in meine Mitarbeiter gehabt. Wenn die gesagt haben: „Herr Volkmann, ich fang dann morgen erst um 10 an, aber ich arbeite das dann irgendwann nach“, da verdrehe ich dann schon immer die Augen unter dem Motto „braucht ihr mir nicht zu erzählen“. Aber das Thema Homeoffice gab es tatsächlich nicht. Das werde ich anders handhaben. Wir werden, und das ist auch schon so vorbesprochen, sechs Tage im Monat wahrscheinlich, so ganz grob Pi mal Daumen, zulassen, die der Mitarbeiter vom Homeoffice aus arbeiten kann. Da geht es natürlich dann aber auch darum, dass wir als Arbeitgeber – nicht nur wir, die Firma carrisma, sondern alle anderen auch – für die Ausstattung sorgen müssen, dass die Mitarbeiter vernünftig für uns zu Hause arbeiten können. Im Zuge dessen haben wir uns natürlich auch modernisiert. Das heißt, der Tower, den wir alle bis 2019 noch hatten, den haben wir jetzt, gerade heute übrigens, ganz interessant, mit den letzten beiden bestellten Laptops ad acta gelegt. Diese ganze Tower-Geschichte gibt es bei uns nicht mehr. Ich weiß, wir sind da spät dran, aber ich denke, andere Firmen lernen auch und wir werden es so machen. Sechs Tage im Monat, ein bis zwei Tage die Woche. Und da kann man mit mir auch mal sprechen, wenn es heißt „Ich muss jetzt aber diese Woche mal vier Tage vom Homeoffice aus arbeiten“, weil der Hund krank ist oder die Oma gepflegt werden muss oder was auch immer. Ist ja auch kein Thema. Denn ich habe gemerkt – Entschuldigung, dass ich das grad‘ noch sage–, ich habe großes Vertrauen in meine Mitarbeiter! Tatsächlich habe ich das ein bisschen lernen müssen, das gebe ich auch ganz ehrlich zu. Das war am Anfang nicht leicht, war auch für mich als Führungskraft nicht leicht, allen gerecht werden zu wollen. Das heißt, ich habe versucht, am Anfang mich täglich bei jedem zu melden über Teams bzw. Skype am Anfang noch, aber über Teams. Und das ist richtig auf die Kraft gegangen, also auf meine Kraft auch. So viel Kraft hatte ich am Ende nicht mehr und hab dann aber auch gemerkt, es läuft ja auch so. Und die Mitarbeiter haben das zwar gewertschätzt, aber täglich war dann doch zu viel. Der eine oder andere hat sogar gesagt: „Ja, sie müssen mich dann nicht kontrollieren.“ Ich hab nur gesagt: „Das ist genau das Gegenteil, was ich will. Ich will nicht kontrollieren, ich mache das für dich, nicht für mich.“ „Nein Herr Volkmann, das brauchen Sie nicht.“ Also ich habe gelernt, dass ich meinen Mitarbeitern vertrauen kann. Ich hoffe, dass das viele Chefs, viele Führungskräfte gelernt haben, und denke, dass das auch in vielen Fällen der Fall ist. Aber ich rudere noch halb zurück, was ich auch gemerkt habe. Ich habe zwei Mitarbeiter, die während der gesamten Corona-Pandemie vielleicht ein- oder zweimal im Büro nur waren, obwohl es zwischendrin von den Inzidenzen gut möglich gewesen wäre, auch ins Büro zu kommen. Ich habe natürlich niemanden gezwungen und so ein Stück weit geht da der Team Gedanke verloren. Ich kann jeden Arbeitgeber verstehen, der sagt, ich möchte meine Mitarbeiter um mich herum haben. Ich bin da so ein Schäferhund. Ich passe auf meine Mitarbeiter auf. Der Team Gedanke ist, wenn alle dauerhaft im Homeoffice arbeiten würden, nicht da.

Das klappt in Extremsituationen wie Corona. Jetzt müssen wir alle durch und die Umsätze gehen in den Keller und unsere Kunden bestellen nicht mehr und hauen keine Aufträge mehr raus. Da klappt das dann. Aber das haben wir ja jetzt nicht mehr. Sieht ja eigentlich ganz gut aus auf der Corona-Bühne und insofern denke ich, dass diese Ausnahmesituation einfach nicht mehr da ist. Und der Team-Gedanke, den müssen wir jetzt auch wieder leben. Also wir müssen jetzt, wenn alle wieder mehr ins Büro zurückkommen müssen, wieder zu einem Team zusammenwachsen, und das geht von zu Hause aus nicht. Ich kann jeden verstehen, der sagt, ich möchte möglichst viele meiner Mitarbeiter möglichst oft im Büro sehen.

Christian Windeck: Okay, dann zum Ende der Folge 0 unter dem Thema Corona-Lethargie, möchte ich den Bogen Lethargie vielleicht noch ein bisschen weiter spannen, als wir den bis jetzt gehabt haben. Lethargie kann ja auch dadurch kommen, dass sehr lange nichts läuft oder wenig zusammenläuft. Das haben wir ja im letzten Jahr alle gelernt. Wie war das bei carrisma? Wie sind Sie mit der Situation umgegangen und wie sind Sie jetzt rückblickend aus der Situation rausgekommen, Corona 2020/21?

Jörg Volkmann: Ja, auch wir haben 2020 weniger Aufträge gehabt als 2019 zum Beispiel. Aber ganz ehrlich, da muss ich selber ein bisschen grinsen, wenn ich das sage. Das hört man wahrscheinlich auch, selbst im Podcast. Das war schon manchmal beängstigend für mich als Geschäftsführer, aber die Mitarbeiter hatten bei weniger Projekten, die wir hatten, viel mehr Zeit pro Projekt und haben sich dementsprechend den ***** aufgerissen, um die Projekte erfolgreich abzuschließen. Das heißt, die Anzahl der erfolgreich abgeschlossenen Projekte ist wirklich gestiegen. Die Mitarbeiter hatten mehr Zeit, sich mit den einzelnen Projekten zu beschäftigen. Insofern haben wir in dieser Zeit auch den einen oder anderen Kunden wirklich glücklich machen können. Wir hatten auch das Glück, dass wir sehr gute Kunden, alte Kunden, Bestandskunden hatten und immer noch haben, die uns extra Aufträge gegeben haben. Das hat uns auch sehr geholfen. Und seit Ende letzten Jahres, eigentlich September/Oktober, merken wir auch, dass es deutlich anzieht auf dem Arbeitsmarkt. Das wirkt sich natürlich auch auf uns aus. Und dabei hat natürlich auch geholfen, dass wir Zeit hatten, Kraft und Zeit in Kampagnen zu stecken, Online-Kampagnen – nicht nur im Podcast – zu planen zumindest, sondern auch Newsletter zu inszenieren. Wir haben einiges gelernt über unsere Marketing Agentur und insofern sind wir auch da sehr dankbar.

Christian Windeck: Herr Volkmann, vielen Dank für die erste Folge, für die Folge 0, Ihres Podcasts. Wenn Ihre Hörerinnen und Hörer Anmerkungen haben oder Anregungen zu der Folge oder einfach ein freundliches Feedback loswerden wollen, wohin darf das gehen?

Jörg Volkmann: Freundlich oder kritisch? Feedback ist immer gut und insofern sehr gerne direkt an mich, an meine eigene E-Mail-Adresse, j.********@ca******.de. Ich verspreche, jede einzelne zu beantworten.

Christian Windeck: Ja, da bleibt mir nicht viel mehr, als mich bei Ihnen zu bedanken für die Folge bzw. eigentlich müssten Sie sich bei mir bedanken, das ist Ihr Podcast.

Jörg Volkmann: Das mache ich natürlich auch an dieser Stelle. Ich bedanke mich also erstens bei Ihnen, Herr Windeck, für die guten Fragen und ich bedanke mich auch an dieser Stelle bei allen, die bis jetzt zugehört haben. Ich würde mich total freuen, wenn wir wieder zusammensitzen würden in Folge 1, 2, 3, 4, 5 und Sie, liebe Zuhörer, mit dabei sind.

carrisma Personalberatung Jessica Mitz
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